Verpflichtende Nichtbehinderung, grausamer Optimismus und Schuldabwehr
Eine kulturwissenschaftliche Betrachtung emotionaler Reaktionen auf Behinderung
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Thema/Rubrik
Tabu und Inklusion
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Autor:in
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Kurzbeschreibung
Der Beitrag zeichnet ein in den Disability Studies verbreitetes Narrativ zur Erklärung emotionaler Reaktionen auf Behinderung nach: Nichtbehinderte Menschen reagieren demnach auf die Erinnerung an mit Differenz einhergehende soziale Ungleichheiten mit Abwehr. In meinem Beitrag betone ich, dass diese Verweigerung der Erinnerung in vielen Fällen tatsächlich ein aktiveres Moment enthält und den Zweck erfüllt, soziale Ungleichheiten zu übersehen. Hierfür greife ich auf den aus den postkolonialen Studien entlehnten Begriff der „Entinnerung“ (Hutson 2011) zurück. Aus kulturwissenschaftlicher Sicht beschreibt dieser einen ähnlichen Mechanismus wie der Begriff der Tabuisierung aus psychoanalytischer Sicht (vgl. Boger 2022): Weil die Forderung von Inklusion und die Konfrontation mit den sozialen Ursachen von Behinderung Schuldgefühle verursachen kann, werden alle sichtbaren Erinnerungen, das soziale „Problem“ Behinderung, entinnert bzw. tabuisiert.
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Erschienen in
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