Gestützte Kommunikation heute
Erfahrungen und Gedanken
Thema/Rubrik
Einander verstehen ohne Sprache
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Autor:in
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Kurzbeschreibung
Meine erste Begegnung mit FC (Facilitated Communication – Gestützte Kommunikation) liegt ziemlich genau 25 Jahre zurück. Unser autistischer Sohn hatte früh gesprochen, sich schon mit drei Jahren für Formen und Buchstaben interessiert – und dann bis zum fünften Lebensjahr allmählich die Sprache wieder verloren. Alle Versuche, über Buchstaben, Bilder oder Gesten zu kommunizieren, waren fehlgeschlagen; praktische Dinge wie das Zuziehen des Reißverschlusses lernte er nicht durch Nachahmung, nur mit Handführung. So hatten wir uns mit der Diagnose „geistig behindert“ abfinden müssen. 1991 hörten wir dann von Birger Sellin, der über das Deuten auf Buchstaben ganz unerwartete Dinge äußerte. Seine Mutter, Psychologin, beriet uns. Ganz allmählich lernte unser Sohn, auf Bilder und Buchstaben zu deuten, wenn ich mit leichtem Gegendruck seine Hand hielt; ein Jahr später kamen nachprüfbar authentische Äußerungen.
In der Hoffnung, diese Methode könne auch anderen nichtsprechenden Menschen zugute kommen, fasste ich meine Beobachtungen und die bis dahin noch sehr überschaubare Literatur in einer „Einführung in die Methode der Gestützten Kommunikation“ (Nagy 1993, letzte Auflage 2007) zusammen und setzte mich in Seminaren und später durch die Organisation von überregionalen Tagungen des Autismusverbands in München für die Verbreitung ein. In dieser Anfangszeit von FC war sich der kleine Kreis von Anwendern in Deutschland, der die Methode als bahnbrechend erlebte, seines Wissens recht gewiss – heute, nach vielen Auseinandersetzungen mit dem Thema, ist es um einiges schwieriger geworden, den vielfältigen Erfahrungen und Sichtweisen gerecht zu werden. |
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Erschienen in
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