Thema der Ausgabe 4/5/2015:

Fragen an die Inklusion

Die Worthülsen über Inklusion stehen oft in krassem Gegensatz zu den realen Lebens- und Lernbedingungen behinderter Menschen. Um diese jetzt zu verbessern, müssen wir von den Worten zu den Taten kommen.

 

Intro:

Josef Fragner, Chefredakteur

Fragen an die Inklusion

Bisher ist Inklusion den meisten Lehrerinnen und Lehrern nur als Angst vor dem Unbekannten begegnet, aber nicht als Kind in ihrer Klasse. Für viele ist der gemeinsame Unterricht einfach nicht vorstellbar. Wir müssen konkrete Beispiele dafür finden, wie Inklusion die alltägliche Unterrichtspraxis verändert, ob inklusiver Unterricht automatisch zu einer gerechteren Schule und Gesellschaft führt, ob es Grenzen der Inklusion gibt.Und Antworten geben auf die immer wieder besorgte Frage der Eltern: Profitiert mein Kind vom gemeinsamen Unterricht?

Bisher ist Inklusion den meisten Lehrerinnen und Lehrern nur als Angst vor dem Unbekannten begegnet, aber nicht als Kind in ihrer Klasse. Für viele ist der gemeinsame Unterricht einfach nicht vorstellbar. Wir müssen konkrete Beispiele dafür finden, wie Inklusion die alltägliche Unterrichtspraxis verändert, ob inklusiver Unterricht automatisch zu einer gerechteren Schule und Gesellschaft führt, ob es Grenzen der Inklusion gibt.Und Antworten geben auf die immer wieder besorgte Frage der Eltern: Profitiert mein Kind vom gemeinsamen Unterricht?

Der Inklusionsdiskurs wird heftig und oft moralisch wertend geführt. Sehr schnell werden aus Diskutanten erbitterte Gegner. Gerade deshalb ist es notwendig, auch unbequeme Fragen an die Inklusion zu stellen. 

Darf man überhaupt noch „behindert“ sagen? Müssen wir nicht schon in der Sprache auf eine weitgehende Aufhebung von Unterschieden verzichten? Wie können wir über Diskriminierungen sprechen ohne eine diskriminierende Sprache zu verwenden? Markus Dederich spricht in seinem Beitrag dieses Dilemma an. Er kommt zu dem Schluss, dass die Verwendung von Kategorien unausweichlich ist. Wir sollten aber wach dafür sein, „dass das, was die Singularität des Menschen und seine unverbrüchliche Humanität ausmacht, gerade nicht in den Kategorien aufgeht“.

Müssen in der Diagnostik neue Wege beschritten und neue Methoden entwickelt werden? Holger Schäfer analysiert in seinem Beitrag die Herausforderungen und Potenziale Inklusiver Diagnostik. Inklusive Diagnostik ist nach ihm „eine Diagnostik des Miteinanders, des Verstehens und der Annahme des Menschen in seinem Sosein“. 

Wie kann Inklusion in der Schule gelingen? Georg Feuser, Kerstin Ziemen, Karin Terfloth, Marc Willmann, Anke Langner, Karin Mannewitz und Ewald Feyerer geben Antworten. Dabei geht es bei aller Vielfalt der Ansätze immer um einen Kulturwandel in der Schule. Im Vergleich dazu sind andere Bildungsreformen Petitessen. 

Öffnet die Kunst Türen zu bisher verschlossenen Bereichen der Gesellschaft? Wolfgang Jantzen zeichnet die entwicklungspsychologischen Grundlagen künstlerischen Handelns nach. Wie behinderte Menschen Akteure ihrer Befreiung und wir mit ihnen Akteure unserer eigenen Befreiung werden können, zeigt er an den Aktivitäten des „Blaumeier-Atelier“ auf. Einige künstlerische Werke aus diesem Atelier bereichern dieses Heft.

Ist der pädagogische Optimismus nur wissenschaftlich begründet? Wie schaut die Realität in einer Schule aus, die auf den Grundprinzipien von Konkurrenz und Aussiebung aufbaut? Christel Manske schildert dies schonungslos offen in ihrem Essay „Mein Name ist dumm“. Sie warnt eindringlich vor einer Schule, die nur das Türschild „inklusiv“ anbringt, aber einen anspruchsvollen Unterricht nicht – aus welchen Gründen immer – realisiert.

Anschaulich schildert Birte Müller wieder den Alltag mit einem behinderten Kind, wie Eltern unter Strom stehen, viele Situationen des Scheiterns erleben, aber auch geglückte Momente. Jeannette Otto begleitet schon vier Jahre eine Integrationsklasse in Bremen. Die Lehrerinnen und Lehrer sollen und wollen aus der Inklusion eine Erfolgsgeschichte machen. Wunder passieren dabei selten, aber die Schülerinnen und Schüler sorgen für so manche Überraschung, die unsere Köpfe bisher für schier unmöglich hielten.

 

Leseproben:

Portraitfoto Markus Dederich
Fachthema
Markus Dederich

Zwischen Wertschätzung von Diversität und spezialisierter Intervention

Ein behindertenpädagogisches Dilemma im Zeichen der Inklusion

Schüler im Unterricht
Schüler im Unterricht
Report
Jeannette Otto

Keine Wunder, aber so manche Überraschung

In einer Bremer Klasse wird tagtäglich um gemeinsames Lernen gerungen. Haben all die Kinder, die abweichen von dem, was die Gesellschaft als „normal“ definiert, weil sie langsamer lernen, sich schlecht konzentrieren können oder schneller aggressiv werden, nun wirklich das Gefühl, dazuzugehören? Nur weil man ihnen sagt: Ihr gehört jetzt dazu. Hier ein Rückblick auf vier Jahre gemeinsame, vielfach herausfordernde Entwicklungsarbeit.

Triathlon
Triathlon
Sport
Gerhard Einsiedler

Vom Triathlon ins Leben – ein Buch, das Mut macht

Fesselnd und unterhaltsam geschrieben, erzählt die kürzlich erschienene Autobiografie das Leben eines 32 Jahre alten Kärntners, der mit Willensstärke, Mut und Kampfgeist seinem bis dahin tristen Leben eine Wende gab.

Inhalt:

Artikel
Zwischen Wertschätzung von Diversität und spezialisierter Intervention
Herausforderungen und Potenziale Inklusiver Diagnostik
Wie kann Inklusion in der Schule gelingen?
Soziale Inklusion behinderter Menschen und der Einfluss der Kunst auf die Entwicklung der Persönlichkeit
Keine Wunder, aber so manche Überraschung
Verweigerung der Beaufsichtigung im Einkaufszentrum
Alle Kinder haben das Recht auf ein Miteinander
Fernsehen als Integrationshelfer?
Österreich ist barrierefrei. Ja? Nein? Vielleicht?
Ungeprüft und teuer
Unterstützung statt Bevormundung
Roma Termini und die oberen Zehntausend
Barrierefreiheit – da fehlen das Herz und das Gefühl dafür!
Inklusion: Mein Name ist DUMM
Ohne Hürde am Klavier
Kunst mit allen Sinnen „sehen“
Vom Triathlon ins Leben – ein Buch, das Mut macht