Das Bild zeigt eine bunte Mischung aus Figuren, Bauten, Geräten und Köpfen, im Zentrum befindet sich eine grüne, übergroße Figur mit Schnabel und großem Auge.

Manuel Griebler, Ohne Titel, Farbstifte auf Papier, 70 x 49,9 cm, 2022, Courtesy galerie gugging

Foto: © Courtesy galerie gugging
aus Heft 4/5/2023 – Fachthema
Manfred Gerspach, Hans von Lüpke

ADHS als Thema von Körper und Sprache

„Mit Karrer zu gehen, ist eine ununterbrochene Folge von Denkvorgängen gewesen.“
Thomas Bernhard: Gehen

Schon wieder ein Artikel zum Thema ADHS! Gibt es darüber nicht bereits viel zu viele? Doch es zeichnet sich ab, dass die Zunahme an Texten nicht mit zunehmender Klärung einhergeht – im Gegenteil: Immer mehr widersprüchliche Positionen, aus unterschiedlichen Perspektiven und Methoden gewonnen, stehen einander unversöhnlich gegenüber und führen zu entsprechenden Konsequenzen in der therapeutischen und pädagogischen Praxis. Die Verwirrung beginnt bereits bei der Begrifflichkeit.

1. Prinzipielle Erwägungen bezüglich der Vorstellung einer ADHS

Als der zunächst vermutete Hirnschaden methodisch nicht mehr zu halten war, wurde der „brain damage“, unter der Anerkennung, dass keine organisch nachweisbare Schädigung vorhanden sei, zur „minimal brain dysfunction“, der „minimalen zerebralen Dysfunktion“. Um den Anspruch auf eine letztlich doch hirnbedingte (wenn auch „noch nicht nachweisbare“) Störung nicht aufzugeben, wurde der Begriff „Syndrom“ eingeführt und damit der Anspruch auf etwas, das auch medizinisch ernst zu nehmen sei. Ergänzt durch die als charakteristisch angesehene Hyperaktivität entstand der Begriff, der für lange Zeit die Terminologie bestimmen sollte: das „Hyperkinetische Syndrom“ (HKS). Danach wurde allmählich der Begriff „ADHS“ eingeführt. Bemerkenswert ist dabei, dass der beim HKS noch zentrale Begriff der Hyperaktivität zunächst nur noch fakultativ (in Klammern) auftauchte, während das einzige in der heutigen Version erwähnte Symptom (die Aufmerksamkeitsstörung) beim HKS noch gar nicht vorkommt. Trotz dieser Verwirrung wandte sich 2023 eine „Expertenkommission“ im Deutschen Ärzteblatt, mit angeblich gesicherten diagnostischen und therapeutischen Empfehlungen, in einem Podcast zu ADHS an die Fachöffentlichkeit – ausgerechnet in Zusammenarbeit mit dem Pharmaunternehmen Medice, das eines der am häufigsten verschriebenen Stimulanzien (Medikinet) zur medikamentösen Behandlung von ADHS produziert (vgl. Deutsches Ärzteblatt 2023). In der neuesten Auflage der ICD 11 hat sich inzwischen allgemein das Kürzel ADHS durchgesetzt, das vom DSM-5 übernommen wurde, was endgültig den klassifikatorischen Abstand zum HKS verdeutlicht.

Für uns stellt sich die Frage, ob diese verwirrende Entwicklung der Begrifflichkeit in Zusammenhang mit der Problematik der mit dieser Diagnose etikettierten Kinder (und in zunehmendem Maße auch Erwachsenen) stehen könnte. Dafür könnte es hilfreich sein, einzelne Begriffe dahingehend zu untersuchen, welche körperlichen Vorgänge darin enthalten sind, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Beim „Verstehen“ haben wir kein Gefühl von Stehen, „sich ausdrücken“ geht in der Regel ohne die Wahrnehmung eines körperlich empfundenen Drucks einher. Wenn ich etwas „begreife“, wird keine Aktivität der Hand empfunden. Der dahinterstehende „Druck“, jemand etwas emotional Bedeutsames zukommen zu lassen, wird durch die Sprache strukturiert und empathisch vermittelt. Alfred Lorenzer formuliert: „Die Sprachfigur ist in die Handlungsformel eingewoben. Handlungsstruktur und Sprachstruktur sind identisch“ (1988, 847). Anders ausgedrückt: „Man spielt in Gedanken – d. h. mit Sprachfiguren – die Handlungen durch“ (ebd.). Dieser Prozess kann unbewusst oder auf unterschiedlichen Stufen mehr oder weniger bewusster Resonanzphänomene verlaufen, oft begleitet von optischen Phänomenen (Gesichtern, szenischen Abläufen). Die Dichtung „lebt“ davon. Bleibt wechselseitige Vermittlung aus oder wird sie durch verwirrende, möglicherweise traumatische Einflüsse bestimmt, so kann die kommunikative Sprache ausbleiben. Zugleich verändert sich auch das Verhalten. Die aufgestaute Erregung bleibt im Körperlichen als „rohes Reizmaterial“ bzw. als „unrepräsentierter Zustand“ (Hummitzsch 2020, 236) zurück und kommt körperlich zum Ausdruck: „Nicht verarbeitete Affekte werden unmittelbar impulsiv und körpernah in Handlungen umgesetzt“ (ebd., 218, Herv. d. Verf.). Juliane Hummitzsch versteht dies als Auslöser für überschießende körperliche Aktivitäten. Im Gegensatz zu den mental (kognitiv) kontrollierten Aktivitäten lassen sich diese nicht verdrängen. Die Reize können terrorisierende Ausmaße annehmen, unerträglich werden und müssen „herausgeschrien“ oder über Bewegungen abreagiert werden (ebd., 236). „Die übermäßige Erregung der dauereinströmenden Reize kann nicht als Angst erlebt werden, sondern sie widerfährt dem/der Betroffenen als etwas Unaushaltbares.“ (Ebd., 258).

Dieser Prozess verfolgt kein wechselseitig kommunikatives Ziel, er dient lediglich der eigenen Entlastung. Hummitzsch sieht darin ein Modell für die Dynamik von ADHS. Durch die Kopplung an mentalisierte Sprache entsteht die Möglichkeit, eigene Affekte als solche wahrzunehmen und sie auch mit anderen Menschen auszutauschen. Dies wird dann möglich, wenn die erwähnten sprachlichen Wurzeln körperlicher Prozesse in wechselseitiger Resonanz emotionalen Anschluss an die Sprache finden. Die körperlichen Prozesse bleiben dabei nicht nur erhalten, sondern weisen der Sprachentwicklung einen Weg, etwa über Bewegungen, Klangfarben und Pausen sowie eine Kommunikation ohne erkennbare Signale, etwa im Sinn des Gefühls von Gedankenübertragung. Sprache bleibt dabei also nicht der einzige Weg für die Kommunikation. Entscheidend ist die implizite Beziehungsgestaltung im Sinne von Säuglingsforscher*innen wie Daniel Stern et al., die darin auch die Grundlage für psychotherapeutische Prozesse sehen:
„Jeder beeinflusst den Anderen und reagiert auf ihn im Laufe eines Improvisationsprozesses, der mit einer ständigen dynamischen Anpassung beider Beteiligter einhergeht. Auf welcher Grundlage werden diese Anpassungsprozesse vorgenommen? Sie können nur auf den Anpassungsstrategien beider Individuen beruhen, auf ihrem impliziten Beziehungswissen, das in den Aktionen, einschließlich Sprechakten und Interaktionen, gelebt wird. Die aus der Interaktion rückgeschlossene Intentionalität erzeugt zwangsläufig Bedeutungen. Und weil das, was geschieht, von den Interakteuren im Geschehen erzeugt wird, kann es sich nur um einen kreativen, spontanen gemeinsam geschaffenen und improvisatorischen Prozess handeln.“ (Stern et al. 2012, 113)
Es zeigt sich, welch unterschiedliche Bedeutung der Sprache und körperlichen Prozessen zukommen kann. Dabei spiegelt sich in den durch die Umwelt definierten Störungsbegriffen die verwirrende Vielfalt des Themas. Als störend werden besonders die „nicht verarbeiteten „körpernahen Impulse, die unmittelbar körpernah in Handlung umgesetzt werden“ (Hummitzsch 2020, 218), empfunden. Dabei wird angesichts der störenden Aspekte eine protektive Funktion oft übersehen.

So heißt es beispielsweise bei Manfred Döpfner et al.: „Steht (häufig) in der Klasse oder in anderen Situationen auf, in denen Sitzenbleiben erwartet wird“ (2000, 2). Es handelt sich also um eine Eigenschaft („Störung“) des Schülers, wobei die Fähigkeit der Lehrerin bzw. des Lehrers, den Unterricht anregend zu gestalten, offenbar kein Thema ist. Könnte es sein, dass sich der Schüler mit seinem Aufstehen davor schützt, während des Unterrichts einzuschlafen (was dann als Aufmerksamkeitsstörung bewertet würde)? Geht man die Symptom-Kriterien bei Döpfner et al. durch, so zeigt sich als Leitthema die Störung des Kindes. Zum Begriff der Störung hat Renate Walthes (1993) wichtige Überlegungen beigetragen. Entscheidend ist bei ihr, dass Störung sich zwischen Menschen abspiele und nicht als Eigenschaft eines Menschen anzusehen sei. Insofern würde dieser Begriff durchaus zum erwähnten Beispiel aus der Schule passen: Es findet eine Störung zwischen dem Schüler und seinem Lehrer statt. Weder Schüler noch Lehrer sind selbst gestört. Zugleich wird deutlich, dass hinter dem störenden Verhalten des Schülers ein Sinn stehen könnte: der Schutz vor dem Einschlafen. Könnte auch hinter der „Aufmerksamkeitsstörung“ eine sinnvolle Bedeutung verborgen sein? Das zitierte Beispiel wird als Hinweis auf Hyperaktivität genannt, hat aber zugleich einen Bezug zur Aufmerksamkeitsstörung. Die fehlende Aufmerksamkeit schützt vor kränkenden Botschaften der Umwelt, etwa der Kritik durch den Lehrer. Auch die als Hinweis auf Impulsivität angeführten Beispiele wie „Kann häufig nur schwer warten“ oder „Unterbricht und stört andere“ können als der Versuch verstanden werden, eine schwerwiegendere Störung durch Vorwegnahme zu vermeiden (vgl. Döpfner et al. 2000, 2). Beim Schüler erfolgt die Auseinandersetzung nicht sprachlich, sondern durch impulsives körperliches Handeln (vgl. Hummitzsch 2020) oder dessen Verweigerung.

Manfred Gerspach versteht die Hyperaktivität zugleich als Ausdruck einer gesteigerten Aufmerksamkeit bei Kindern, die sich von ihrer Mutter nicht empathisch gehalten fühlen. Sie sei das „Anzeichen einer zwanghaften Wachsamkeit […] Diese Kinder ertragen keine Entspannung, können sich nicht fallen lassen aus Angst, wehrlos einer neuen Verletzung ausgesetzt zu sein. Weil ein solches Kind Angst vor Entspannung hat, wird von ihm auch manch friedliche Situation in einer Kinderkrippe scheinbar grundlos zunichte gemacht.“ (2001, 75) „Die Kinder meinen, sich ständig nach allen Seiten hin absichern zu müssen, was ihre Konzentration auf einen Punkt oder auf eine bestimmte geforderte Aufgabe erschwert. Viele warten nur darauf, erneut gekränkt und beschämt zu werden, und reagieren dementsprechend.“ (Gerspach 2015, 121)

Hier zeigt sich eine Bewertung, die an den Erwartungen der Umwelt orientiert ist. Die „Aufmerksamkeitsstörung“ wäre hier kein Mangel an Aufmerksamkeit, sondern eher ein Übermaß davon – allerdings nicht im Sinne einer Umwelt, die sich dadurch gestört fühlt und dies als Krankheit, eine ADHS, definiert. Bei der Aufmerksamkeitsstörung als Ausdruck verstärkter Aufmerksamkeit geht es um Selbstschutz in einem jeweils unterschiedlichen Kontext und Ausmaß an Gefährdung. Die erste hier zitierte ADHS-Symptomatik dient dem Schutz vor Schuldzuweisung. Eltern sehen sich nicht mehr dem Vorwurf von Erziehungsfehlern ausgesetzt, wenn Fachleute eine Transmitter-Störung im Gehirn des Kindes für dessen Fehlverhalten verantwortlich machen und eine darauf ausgerichtete Therapie empfehlen. Auch hier spielen die nicht kommunizierten, unbewussten Sprachwurzeln eine Rolle: Der störende Schüler wird sanktioniert. Die Eltern werden einbestellt, Klassenkonferenzen entscheiden über den Verbleib des Schülers, nicht den des Lehrers. Diesen Sprachfiguren kommt jedoch keine wechselseitig kommunikative Rolle zu, sie werden nicht von Empathie begleitet. Jene psychisch protektive Wirkung hat also auch ohne empathische Kommunikation einen Umweltbezug. Über die vielschichtigen Sprachwurzeln entstehen je nach Kontext unbegrenzt viele wechselseitige Bedeutungszuschreibungen. Bei ADHS handelt es sich also um ein komplexes Phänomen im Sinne von Paul Cilliers. Cilliers vergleicht seine Vorstellung von Komplexität mit der Bedeutung eines gesprochenen Wortes oder des Kohlenstoffatoms in unterschiedlichen Strukturen. „Bedeutung wird bestimmt durch die dynamische Beziehung zwischen den Komponenten des Systems“ (1998, 46), betont er.

Bereits die vielfältigen Varianten der Begrifflichkeit bei ADHS zeigen, dass viele Aspekte mit jeweils unterschiedlichen Gewichtungen in die Diagnose eingegangen sind. Hinzu kommt, dass die aktuelle Diskussion Überschneidungen mit anderen Auffälligkeiten wie der Autismus-Spektrum-Störung (ASS) betont. Unter dem Begriff Komorbidität werden dabei bis zu 80 % Übereinstimmung zwischen ADHS und ASS beschrieben (vgl. Freitag & Retz 2014). An den zugrunde liegenden (jeweils unterschiedlichen) Krankheitsbegriffen wird klar, dass die Übereinstimmung rein symptomatisch verstanden wird. Die alle Diskussionen dominierende Frage ist also eine ganz grundsätzliche: „Was ist eigentlich ADHS und wie kann man sie erkennen? Hat dieses Kind eine ADHS oder nicht?“ Aber schon der nicht bestätigte Verdacht bleibt unauslöschlich am Kind (und an der Familie) kleben: Man kann die Diagnose nicht mit Sicherheit widerlegen. Spätere Auffälligkeiten werden möglicherweise auf eine nicht (rechtzeitig) erkannte ADHS in der Kindheit zurückgeführt. Annette Streeck-Fischer hat bei der Diagnostik der ADHS auf die Gefahr eines sogenannten „Neglekts“ verwiesen. In Anlehnung an das aus der Neurologie bekannte Phänomen eines partiellen Nicht-Wahrnehmens spricht sie von einem dreifachen Neglekt: „Am Kind, an dem kaum mehr als die Aufmerksamkeitsstörung gesehen wird, auf der Ebene der Theorie, indem wichtige Informationen, die über das Kind vorliegen, nur peripher in Rechnung gestellt werden, und in Verbindung mit der Diagnostik, indem angesichts der scheinbar einfachen und schnell zu stellenden Diagnose wichtige Teile nicht gesehen werden.“ (2006, 80) Wäre das nicht wieder ein Beispiel dafür, dass (wie schon zu Beginn erwähnt) bereits in den sprachlichen Begriffen die Beliebigkeit der „Störung“ enthalten wäre?
 
Es hat sich gezeigt, dass das Scheitern von wechselseitig empathischer Kommunikation bei der ADHS-Problematik von zentraler Bedeutung ist. Die gestörte Kommunikation kann sich schon in der frühen Kindheit auswirken, etwa bei familiären Belastungen wie einer Depression der Mutter (vgl. Schwörer et al. 2020; Miranda et al. 2021), und sogar transgenerational vermittelt werden (vgl. Moog et al. 2023). Sprache entgeht dem Dilemma der ADHS-Verwirrung nur dann, wenn sie kommunikative Funktionen durch empathische Strukturen im Kontext einer wechselseitigen Beziehung entwickelt und dabei den affektiven Anteil mit seinem Bezug zu körperbezogenen, auch unbewussten Resonanzphänomenen nicht verloren hat. Die von Gerspach (2014, 162–178) beobachteten Erfolge einer Begleitung von Schülern mit ADHS-Symptomatik durch Studierende in Supervision kann unter diesem Aspekt, wie auch die von Terje Neraal und Matthias Wildermuth (2011) beschriebenen Ergebnisse, mit unterschiedlichen Therapie-Settings verstanden werden.

Ein häufiger Vorwurf an die mit ADHS-Etikett versehenen Kinder besteht darin, sie würden nicht zuhören. Dabei wird die Bedeutung der Wechselseitigkeit in der Kommunikation unterschlagen. Ein Lehrer, der den ungefragt aufstehenden Schüler kritisiert, will nicht kommunizieren, sondern seine Kritik zum Ausdruck bringen. Eigentlich weiß er schon, dass der Schüler nicht „gehorchen“ wird. Sich dieser kränkenden Nicht-Kommunikation zu verweigern, ist für den Schüler erneut ein mit der „Störung“ verbundener Schutzmechanismus. Diesen zunächst einmal zu verstehen, wäre für die Arbeit mit „ADHS“-Kindern von zentraler Bedeutung. Zur Überwindung der mit Interventionen oft verbundenen Vorstellung von „Krankheit“ geht es um die empathische Einstimmung in die Komplexität mit Abstimmung zwischen Körpersignalen und Sprache als Grundlage für gemeinsame Kommunikationsprozesse. Dann erübrigen sich die Kämpfe um immer neue Begrifflichkeiten im Sinne von Krankheitsdefinitionen und daraus abgeleiteten Therapieprogrammen.

2. Ein abschließender kurzer Blick auf die Forschungslandschaft

Schon seit Längerem werden prinzipielle Vorbehalte gegen ein biologistisch verkürztes Konzept einer ADHS geäußert. Gerade in den jüngeren, von der Psychoanalyse getragenen Beiträgen wird das Phänomen unter konfliktdynamischen Gesichtspunkten betrachtet, und hierzu existieren plausible familiendynamische Modelle. Angemerkt sei, dass es jenseits nachhaltiger klinisch-therapeutischer Konzepte und Interventionen auch niederschwellige psychoanalytisch-pädagogische Angebote gibt, die unter entsprechenden Voraussetzungen erfolgversprechend sind.1 Die Kontroverse ist indessen nicht zum Erliegen gekommen. Aktuell zeigt sich dies an der Frage, inwiefern die Einnahme von Methylphenidat bei Kindern und Jugendlichen mit der Diagnose ADHS eine langfristige Sicherheit garantiere. Zwei Studien kommen zu völlig gegensätzlichen Ergebnissen.

In der deutschen Feldstudie unter der Leitung von Tobias Banaschewski wurden über zwei Jahre lang medizinische Daten aus mehreren internationalen Kliniken von mit und ohne Ritalin behandelten Kindern mit und ohne „ADHS“ gesammelt, darunter Daten einer zweimaligen Körpergrößenmessung. Nach Auffassung der Autor*innen belegen die Ergebnisse, dass die langfristige Einnahme von Methylphenidat nicht mit Beeinträchtigungen des Wachstums oder mit einem höheren Risiko für psychiatrische oder neurologische Symptome einherging. Tatsächlich zeigte sich bei der langfristigen Einnahme von Methylphenidat ein durchschnittlich sehr geringer Anstieg des Blutdrucks und der Pulsfrequenz. Diese Erhöhungen wurden jedoch nicht als schwerwiegend oder gesundheitsschädlich angesehen. Insgesamt sei Ritalin langfristig sicher.2

Eine dänische Studie geht der Frage nach, inwieweit bei Methylphenidat-Behandlungen ein erhöhtes Risiko eines Herzstillstands außerhalb des Krankenhauses im Erwachsenenalter besteht. Dieses erhöhte Risiko gilt für beide Geschlechter und besteht unabhängig vom Alter und vom Vorliegen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.3

Schon Adelheid Staufenberg weist darauf hin, „dass vermutlich für unterschiedliche Patientengruppen unterschiedliche Behandlungsmethoden angemessen sind: ‚Nicht alles wirkt bei jedem‘“ (2011, 285). Immer wieder wird deutlich gemacht, dass es nicht um eine standardisierte Diagnose geht, sondern um die jeweils unterschiedlichen Varianten von Komplexität. Diese beziehen sich nicht nur auf Diagnose und Therapie, sondern auch auf das Spektrum der Bedeutungen und reichen von einer kreativen Bereicherung bis hin zu schwerwiegenden Belastungen für Kind und Umwelt. Damit verliert auch das traditionelle Verständnis von einer Krankheit seinen Sinn. Eine Forschergruppe untersuchte 2005 im Auftrag des Büros für Nationale Statistik anhand von 8 000 Interviews die Prävalenz von psychischen Störungen von 5- bis 16-Jährigen in Großbritannien. 36 % der Eltern der diagnostizierten Kinder hatten keine berufliche Qualifikation (versus 12 % der nicht diagnostizierten), 23 % der diagnostizierten Kinder lebten bei einem verwitweten, getrennt lebenden oder geschiedenen Elternteil (versus 16 %), in 31 % der Haushalte arbeitete kein Elternteil (versus 14 %). 47 % der diagnostizierten Kinder hatten laut Selbstauskunft der Eltern zwei oder mehr belastende Lebensereignisse erlebt (versus 26 %). Beinahe die Hälfte wies eine Trennung der Eltern, ein Viertel einen Krankenhausaufenthalt und ein Fünftel eine große finanzielle Krise der Eltern auf (vgl. Green et al. 2005, 155 ff.). Eine schwedische Studie verglich 8 000 Kinder, die im Jahr 2006 Psychostimulanzien erhielten, mit einer nationalen Kohorte von 1,1 Millionen Kindern. Danach waren sozioökonomische und psychosoziale Faktoren wie Empfang von Sozialhilfe, ein alleinerziehender Elternteil, niedriger Bildungsstatus der Mutter für 60 % der Verordnungen verantwortlich (vgl. Hjern et al. 2010; Gerspach 2014, 32 f.). Schließlich hat sich in einer kanadischen Studie mit annähernd einer Million Schulkindern zwischen 6 und 12 Jahren gezeigt, dass die jeweils als Jüngste in einem Jahrgang geborenen eine 30 % größere Wahrscheinlichkeit hatten, das Etikett ADHS und eine Behandlung mit Ritalin zu bekommen (vgl. Morrow et al. 2012).

Wie schon die erste Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) von 2003 bis 2006 belegte, ist die Anzahl der gestellten ADHS-Diagnosen in Deutschland umso höher, je niedriger die soziale Schicht ist, der Kinder und Jugendliche angehören. 4,4 % der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen hatten im Befragungszeitraum eine ADHS-Diagnose erhalten. Die von ADHS am stärksten betroffene Gruppe sind Jungen zwischen 11 und 13 Jahren. In einer höheren sozialen Schicht liegt die Prävalenz bei 4,2 %, in einer mittleren bei 7,4 % und in einer niedrigen bereits bei 9,4 %. Dass soziale Benachteiligung offenkundig einen Risikofaktor für ADHS darstellt, wird allerdings kaum diskutiert (vgl. Schlack 2007; Staufenberg 2011, 41 ff.). Zwischen der Basiserhebung im Zeitraum von 2003 bis 2006 und der Folgeerhebung der „KiGGS Welle 1“ von 2009 bis 2012 gab es keine statistisch signifikanten Veränderungen der Diagnosehäufigkeit (vgl. Schlack et al. 2014). Vergleicht man die KiGGS-Basiserhebung aber mit den Ergebnissen der „KiGGS Welle 2“ (2014–2017) ist ein Rückgang von circa einem Prozentpunkt der von Eltern berichteten Lebenszeitprävalenz von ADHS-Diagnosen zu verzeichnen. Dieser Rückgang betrifft ausschließlich Jungen und die Altersgruppe von 3 bis 8 Jahren (vgl. Göbel et al. 2018). Nach wie vor gilt, dass die statistische Chance, von psychischen Auffälligkeiten oder einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung betroffen zu sein, bei Mädchen und Jungen mit niedrigem sozioökonomischen Status verglichen mit Gleichaltrigen mit hohem sozioökonomischen Status um das 2,8- bis 4,4-Fache erhöht ist (vgl. Kuntz et al. 2018).

Nachfolgend ein kleiner Ausschnitt aus weiteren Studien, die erst recht Anlass zu einer kritischen Revision des ADHS-Konstrukts geben. Oftmals werden andere Zusammenhänge als angenommen sichtbar. Nach Gene-Jack Wang et al. (2013) ist der Überschuss an Dopamintransportern im ventralen Striatum, der bislang als typisches Merkmal von ADHS galt, sogar auf die Behandlung mit Methylphenidat zurückzuführen. Dimitri Christakis et al. stellten fest, dass ein großes Fernsehangebot die exekutiven geistigen Ressourcen schneller erschöpfe und mit Aufmerksamkeitsdefiziten in der späteren Kindheit verbunden sei (vgl. Christakis et al. 2018). Achtsamkeitsbasierte Interventionen hingegen können positive Auswirkungen auf Bereiche der Wahrnehmung und das Verhalten von Kindern haben und somit Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität vorbeugen (vgl. Vekety et al. 2021). Wie Nienke Siebelink et al. belegten, führt eine achtsamkeitsbasierte Intervention bei mehr Kindern zu einer zuverlässigen Verbesserung nach der Behandlung (32 % versus 11 %, p < 0,05). Auch die Metaanalyse der Sandspieltherapie zeigt große Effektstärken für internalisierende, externalisierende und ADHS-Symptomatiken (vgl. Wiersma et al. 2022).

Die Ergebnisse von Margaret Swingler et al. (2017) zeigen einen signifikanten direkten und positiven Zusammenhang zwischen einem positiven Affekt der Mutter bei einem fünf Monate alten Baby und dem Aufmerksamkeitsverhalten desselben Säuglings im Alter von zehn Monaten. Jedoch war ein zu aufdringliches Verhalten der Mutter gegenüber einem gleich alten Säugling mit einer negativen Zeichnung bei der aufgabenbezogenen EEG-Leistungsmessung des Babys im Alter von zehn Monaten verbunden. Nach Tobias Edbom (2022) besteht außerdem ein langfristiger Zusammenhang zwischen ADHS-Symptomen im Kindesalter und einem geringen Selbstwertgefühl im Jugendalter. Laut Margaret Sibley et al. erreichen ungefähr 30 % der Kinder mit ADHS eine vollständige Remission im Laufe von 16 Jahren. Die meisten Fälle zeigten eine schwankende Symptomatik zwischen Kindheit und jungem Erwachsenenalter. 90 % der jungen Erwachsenen stellen fest, dass die ADHS-Symptome, je nach ihren persönlichen und Lebensumständen, zumindest zwischenzeitlich abnehmen (vgl. Sibley 2022, 149). Nur wenige Eltern kennen die verschiedenen Hilfsangebote im Falle der Diagnosestellung ihres Kindes (vgl. Calmbach & Wisniewski 2021). Die meisten sind sich einig, dass Medikamente alleine bei der Behandlung nicht ausreichen. 41 % befürchten jedoch eine Abhängigkeit. Als Ursachen für ADHS werden von den Eltern vor allem physiologische Aspekte vermutet und weniger soziale und psychologische Faktoren oder die Ernährungsweise. Obwohl ADHS-Medikamente Placebos in der Wirksamkeit überlegen waren und eine Placebo-Behandlung in der klinischen Praxis nicht durchführbar ist, sollten laut Steven Faraone et al. (2022) behandelnde Ärzte versuchen, kontextuelle und psychosoziale Faktoren, die mit Placebo-Effekten in Verbindung stehen, in die klinische Behandlung miteinzubeziehen.

Was also bleibt vom ADHS-Konzept übrig?

Der Blick auf die Forschungslandschaft zeigt, dass sich die eingangs geschilderte begriffliche Verwirrung auch auf der wissenschaftlich-methodischen Ebene wiederfindet. Eine ADHS-spezifische Aufmerksamkeitsstörung wurde bisher nicht gefunden. Im DSM-5, das sich selbst als „ein medizinisches Klassifikationssystem für Störungen“ bezeichnet (DSM-5 2015, 13) heißt es: „Es gibt bislang keinen biologischen Marker, anhand dessen ADHS diagnostiziert werden kann. Als Gruppe zeigen Kinder mit ADHS im Vergleich mit Gleichaltrigen verstärkt verlangsamte EEG-Aktivitäten, ein vermindertes Hirnvolumen in der Magnetresonanztomografie und möglicherweise eine Verzögerung der posterioren gegenüber der anterioren kortikalen Reifung. Diese Befunde können jedoch nicht zur Diagnosestellung herangezogen werden.“ (Ebd., 80). Das Konstrukt ADHS entspringt dem Trend zur Biologisierung der menschlichen Kultur. Und das sind leider beileibe keine neuen Erkenntnisse (vgl. Gerspach 2014, 181 ff.). Als Gegengewicht kann die konstruktive Auseinandersetzung mit ADHS anstelle des beredten Schweigens einen Beitrag zur humaneren Kommunikation liefern.

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Fußnoten

1    Vgl. u. a. Amft et al 2004; von Lüpke 2004a, 2004b; Leuzinger-Bohleber et al 2006; Leuzinger-Bohleber et al 2008; Neraal & Wildermuth 2008; Hüther & Bonney 2010; Staufenberg 2011; Ellesat 2012; Gerspach 2014; Schmidt 2018.
2    Vgl.: Internationale Studie bestätigt langfristige Sicherheit von Methylphenidat bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS, online: https://idw-online.de/en/news812290 (zuletzt aufgerufen am 30.4.2023).
3    Vgl. die deutsche Zusammenfassung der dänischen Studie unter: https://adhskritik.com/2023/04/28/

 

Autorin: 
Dr. med. Hans von Lüpke, Kinderarzt, Psychotherapeut in eigener Praxis und Mitbegründer des Gesundheitszentrums Frankfurt am Main Böttgerstraße. War Lehrbeauftragter an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Supervisor in Frankfurter Kindertagesstätten in Zusammenarbeit mit dem Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt am Main.
Hans.von.luepke@gmx.de

Dipl.-Päd. Prof. Dr. phil. Manfred Gerspach, lehrte bis 2014 Behinderten- und Heilpädagogik am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit der Hochschule Darmstadt. Seit 2015 lehrt er als Seniorprofessor am Institut für Sonderpädagogik der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
gerspach@em.uni-frankfurt.de