Eine Zeitschrift in schwarz-weiß ist hier abgebildet. Fiduz vertrauen, zutrauen n°45. Am Coverbild sind drei sitzende Kinder mit Hut zu sehen, die alle drei auf das Meer hinausschauen. Sie sitzen mit Badekleidung am Strand.

Die Zeitschrift "fiduz" bringt schon seit 25 Jahren zweimal im Jahr ein Heft zu Themen rund um Interdisziplinäre Frühförderung heraus. Ende 2022 gab es somit das 50. Heft. Hier ist das Titelbild der 45. Ausgabe.

Foto: © privat
aus Heft 1/2023 – Medien
Hans Weiß

25 Jahre Zeitschrift "fiduz"

Was bedeutet das lateinische Wort „fiducia“? Die Antwort lautet: Vertrauen, Selbstvertrauen, Mut und Zuversicht. All das brauchten die beiden Redakteurinnen Barbara Haberstock und Martina Wolf, als sie 1997 „fiduz“ in die Welt setzten. Ende 2022 erschien die 50. Ausgabe dieser von der Arbeitsstelle Frühförderung Bayern herausgegebenen Halbjahreszeitschrift.

→ „fiduz“ ist geprägt durch inhaltliche Offenheit und Vielfalt. Die Zeitschrift gerät dabei jedoch nicht in thematische Beliebigkeit, sondern hat ein klares Profil, das sich an den Grundprinzipien der Interdisziplinären Frühförderung – Familienorientierung, Interdisziplinarität, ganzheitlich orientierte Perspektive und Vernetzung – ausrichtet. Zu dieser Profilbildung trägt auch die grafische Gestaltung der Hefte bei, vor allem durch viele aussagekräftige Schwarz-Weiß-Fotos und gelegentliche Äußerungen von Kindern als Zeichnungen oder Geschriebenes (auch in Kritzelform).

Die bisherigen Hefte umfassen einen bunten Strauß von Themen mit pädagogischen, psychologischen, philosophischen, gesellschaftlich-sozialen sowie medizinischen und medizinisch-therapeutischen Akzenten. Dazu gehören u. a.:

die Autonomie des Kindes, Bewegung und Bewegtsein, Berührung und Berührtsein, Eltern, Väter, Erziehung, Spiel(en), Kreativität, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Aufbruch und Umbruch, Alt und Neu, Älterwerden, Mehr-Generationen, Vergänglichkeit, Krankheit, Sterben und Tod  – insbesondere von Kindern, Innen und Außen, Verbundenheit und Trennung, Finden und Lösen, Fremdsein und Vertrautsein, Grenzen und Entgrenzung, Vernetzung und Verstrickung, Integration, Behinderung und Inklusion, ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit), Armut und Benachteiligung, Stärken leben und Stärken fördern, Vulnerabilität und Resilienz, Struktur- und Organisationsfragen, Probleme und Visionen, außerdem Spezialthemen wie Digitalisierung in der Frühförderung.

Bei dieser unvollständigen Aufzählung fällt schon auf, dass Themen oft in Gegensatzpaaren formuliert werden (z. B. Alt vs. Neu, Fremd- vs. Vertrautsein, Sichfinden vs. Sichlösen). Das wird den Gegensätzen und Widersprüchen menschlicher Wirklichkeit gerecht und lädt zum wichtigen Denken in Paradoxien ein.

Unterschiedliche Blickwinkel

Die Zeitschrift bereitet ihre Themen aus unterschiedlichen Perspektiven auf: aus einem wissenschaftlich-fachlichen Blickwinkel, aus der Perspektive von Kindern, Eltern und Familien sowie aus dem Erfahrungshorizont von Praktiker:innen. Neben Expert:innen, vor allem aus den für die Frühförderung einschlägigen Wissenschaften oder dem künstlerischen Bereich, kommen Fachleute innerhalb und im Umfeld der Frühförderung zu Wort. Im Sinne von „fiducia“ werden dazu bewusst auch Berufsanfänger:innen ermutigt. Ebenso erhalten Eltern mit einem entwicklungsbeeinträchtigten Kind und Menschen mit Behinderung Raum zur Reflexion ihrer Erfahrungen und zur Entwicklung ihrer Ideen. Charakteristisch für „fiduz“ sind auch regelmäßige (Doppel-)Interviews mit Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen und Arbeitsfeldern.

Im Jubiläumsheft Nr. 50 formuliert die Redakteurin Martina Wolf im Dialog mit ihrer Kollegin Barbara Haberstock: „Offenheit, ein ‚über den Tellerrand hinausschauen‘ oder sich mit etwas auseinandersetzen, was zunächst vielleicht ungewöhnlich und unvertraut erscheint. Gewissermaßen darauf zu vertrauen, dass das Unvertraute vertraut wird und dass wir uns zutrauen können, Unsicherheiten zu überwinden“ (fiduz, Nr. 50, S. 2). Dazu leistet diese in vieler Hinsicht bemerkenswerte Zeitschrift einen wichtigen Beitrag, gerade in einer Zeit, in der Unvertrautes oftmals von vornherein pauschal abgewehrt wird und die Ressource Vertrauen abzunehmen scheint.

Autor

Hans Weiß, Prof. Dr. Bis 2012 Prof. für Körperbehindertenpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, Fakultät für Sonderpädagogik Reutlingen; Mitglied im Vorstand der Vereinigung für Interdisziplinäre Frühförderung, Landesvereinigung Bayern; Arbeitsschwerpunkte: Frühförderung; Zusammenarbeit mit Eltern und Familien insbesondere in sozial benachteiligten Lebenslagen, nachschulische Lebenswelt körperbehinderter Menschen.

E-Mail: h.weiss.abensberg@t-online.de

Foto: Springer, Abensberg