In einem hellen Raum sitzen mehrere Personen und führen künstlerische Tätigkeiten aus.

Das Living Museum Alb in Buttenhausen bietet Ateliers und Ausstellungsfl ächen unter einem Dach. Die Idee dazu stammt aus New York

Foto: © Lisa Laukenmann
aus Heft 2/2021 – Living Museum Alb
Sarah Boger

Kunst schaffen - Kunst erleben - sich begegnen

Das Living Museum Alb ist ein Haus der Kunst und Ort der Begegnung für Menschen mit und ohne Behinderungen, das von der BruderhausDiakonie betrieben wird. In einem wertschätzenden Rahmen können die dort tätigen Personen ihr kreatives, künstlerisches und intellektuelles Potenzial voll entfalten. Momentan sind pro Woche etwa 80 Menschen in den Ateliers künstlerisch tätig.

„Ich habe im Atelier entdeckt, dass ich etwas besonders gut kann: Malen!“ So bringt es der Künstler, Herr W., auf den Punkt. Für ihn und viele der anderen Atelierbesucher und -besucherinnen ist künstlerisches Schaffen ein elementarer und fester Bestandteil ihres Lebens. Das Living Museum Alb bietet einen vertrauten Ort ohne Leistungsdruck, den die Kunstschaffenden über einen längeren Zeitraum mitgestalten und mitprägen können. Das Erleben von Selbstwirksamkeit und sinnstiftender Tätigkeit innerhalb der Kunst trägt maßgeblich zur psychischen Stabilisierung und Entwicklung eines positiv besetzten Selbstkonzepts bei. Es geht ganz im Sinne von Recovery darum, trotz aller Einschränkungen ein befriedigendes, hoffnungsvolles und konstruktives Leben in der Gesellschaft zu führen.

Die Living Museum-Idee hat ihren Ursprung in New York, wo 1983 das weltweit erste Living Museum von Dr. Janos Marton gegründet wurde. Es folgten weitere Living Museen in der Schweiz, Korea und anderen Ländern.

Erstes Living Museum in Deutschland

Mit dem Living Museum Alb in Buttenhausen wurde nun das erste Living Museum in Deutschland eröffnet. Es vereint auf über 1000 Quadratmetern offene Ateliers verschiedener Kunstsparten, Ausstellungs- und Museumsflächen unter einem Dach auf einzigartige Weise.

Ateliers:

- Kunstatelier

- Werksatelier

- Theateratelier

- Lyrikatelier

- Naturatelier

- Musikatelier (in Planung)

- Außenatelier, Sinnesgarten und Eselstall

Seit 1997 werden Menschen mit chronisch psychischer Erkrankung und/oder geistiger Behinderung in der BruderhausDiakonie in Buttenhausen in ihrem Kunstschaffen professionell unterstützt und gefördert. Für viele Künstlerinnen und Künstler mit Assistenzbedarf war es von Anfang an elementar, dass ihre Kunstwerke nicht nur archiviert werden, sondern, dass ihre Arbeiten in der Öffentlichkeit gezeigt werden, um angemessene Resonanz zu erfahren. Kunstschaffende aus den Ateliers der BruderhausDiakonie in Buttenhausen haben in den vergangenen Jahren an zahlreichen Ausstellungen und Kunstwettbewerben teilgenommen. In Fachkreisen wurden einige Künstlerinnen und Künstler mit viel positiver Resonanz wahrgenommen und mehrere Arbeiten konnten zum Teil hoch dotierte Preise gewinnen.

Trotz dieser Erfolge war es spürbar, dass das Kunstschaffen von Menschen mit Behinderungen immer noch eine Art Nischendasein führt. In der Hoffnung, die Möglichkeiten der kulturellen Partizipation zu verbessern und die künstlerischen Arbeiten einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen, hatte sich die BruderhausDiakonie entschieden, das erste Living Museum in Deutschland zu gründen. Die internationale Vernetzung der Living Museen und die Verbindung von Ateliers und Ausstellungsflächen unter einem Dach, bieten ganz neue Möglichkeiten der kulturellen Teilhabe. Die Ergänzung der bestehenden Angebote durch ein inklusives Kursprogramm und wechselnde Ausstellungen von Künstlerinnen und Künstlern mit und ohne Behinderungen machen es möglich, sich im künstlerischen Tun und in der Kunstrezeption auf Augenhöhe zu begegnen.

www.livingmuseumalb.de