Mi 17.10.2018, 09:00-17:00 Uhr
Fachkonferenz 2018: Zwischen Freiheit und Manipulation. Mit: diversen. Ort: D-70372 Stuttgart
agtäglich treffen wir Entscheidungen: große und kleine, bewusst oder unbewusst, mit dem Kopf oder intuitiv. Doch was sind überhaupt Entscheidungen? Wie frei sind wir darin?
Freiheit ist das Recht zu entscheiden, das Recht, sich die Alternativen einer Entscheidung zu schaffen. Ohne die Möglichkeit der Entscheidung ist der Mensch kein Mensch, sondern ein Mitglied, ein Instrument, ein Ding.“
So fasste der amerikanische Dichter und Politiker Archibald MacLeish die fundamentale Bedeutung von Entscheidungen für unser Mensch-Sein zusammen. Entscheidungen treffen heißt also: wählen können zwischen verschiedenen Möglichkeiten.
Möglichkeiten erkennen und nutzen
Um in den Genuss dieser Freiheit zu kommen, müssen jedoch mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. Wir müssen die Möglichkeiten erkennen können. Und wir müssen in der Lage sein, diese Möglichkeiten zu wählen.
Doch von Anfang an: Welche Entscheidungen treffen wir überhaupt? Im Alltag sind dies zunächst ganz banal erscheinende Dinge, wie zum Beispiel, wie wir uns kleiden, was wir essen, oder ob wir abends fernsehen oder lieber Freunde treffen. Größere Entscheidungen betreffen die Berufswahl, den Wohnort oder aber die Arten von persönlichen Bindungen, die wir eingehen.Nicht immer haben wir bei diesen Dingen das Gefühl, ganz frei entscheiden zu können. Wir wägen vielmehr vielerlei Faktoren ab, kalkulieren objektive und subjektive Erfahrungen und Tatsachen mit ein.
Faktenwissen und Intuition
Und wo wird dann die Entscheidung getroffen? Beteiligt sind fast immer Kopf und Bauch, Verstand und Gefühl, Faktenwissen und Intuition, bewusst und unbewusst – in wechselnden Gewichtungen.
Hirnforscherinnen und -forscher bezweifeln inzwischen, ob es überhaupt so etwas wie freie Entscheidungen, einen freien Willen, gibt: „Bevor wir uns bewusst zu entscheiden glauben, hat das Gehirn die Entscheidung bereits vorweggenommen. Wir tun nicht, was wir wollen, sondern wir wollen, was wir tun“, bringt es zum Beispiel der Münchner Psychologe Wolfgang Prinz auf den Punkt.
Freier Wille unter Beschuss
Doch nicht nur unser eigenes Gehirn torpediert den freien Willen. Auch alles, was wir erleben, erfahren und lernen, beeinflusst die Entscheidungsfindung massiv. Erziehung, soziales Umfeld, Medienkonsum – all das schlägt sich in unserer Art, wie und was wir entscheiden, nieder.
Und offenbar neigen wir bei unseren Entscheidungen auch eher dazu, das Bekannte zu wählen, und nicht das Unbekannte, wie Psychologen rund um den Trierer Dozenten Christian Frings herausgefunden haben.
Schnell entscheiden mit Faustregeln
Ebenso scheint „zu viel“ Wissen unsere Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, zu schwächen. Der Bildungsforscher Gerd Gigerenzer hat in mehreren Studien nachgewiesen, dass umfassende Information eher stört, als dass sie nutzt. Mit Faustregeln – wissenschaftlich: Heuristiken – entscheiden wir nicht nur schneller, sondern oft auch besser.
Sehnsucht nach einfachen Lösungen
Und die große Wahlfreiheit scheint auch nicht glücklich zu machen, so scheint es. Psychologinnen und Psychologen sprechen schon von einer „Tyrannei der Wahl“. Als würden zu viele Wahlmöglichkeiten ängstlich und orientierungslos machen. Die Sehnsucht nach einfachen Lösungen oder jemandem, der die Entscheidung trifft, lässt sich sonst schwer erklären.
Unterminierung der Grundrechte
Schon Immanuel Kant stellte fest, dass ein Staat, der das Glück seiner Bürgerinnen und Bürger zu bestimmen versucht, ein Despot ist. Das Recht auf individuelle Selbstentfaltung kann jedoch nur wahrnehmen, wer die Kontrolle über das eigene Leben hat.
Dies setzt wiederum voraus, dass wir selbst entscheiden können, wie und wo wir uns informieren. Und es setzt voraus, dass wir eine Chance haben, die Information auch zu verstehen.Es geht hier also um nicht weniger als unsere wichtigsten, demokratischen Grundrechte. Ihre Einschränkung untergräbt unsere Verfassung, unsere Gesellschaft und unseren Staat.
Pflicht zur Information
Und doch: individuelle Entscheidungen bleiben möglich, denn jeder Fernseher lässt sich ausstellen, jedes Smartphone beiseitelegen, jeder Facebook Account deaktivieren.
Und: Wir können Fragen stellen, Zusammenhänge herstellen, uns die Informationen verschaffen, die wir brauchen – wenn wir dies nur wollen. Denn oft genug geben wir unsere Entscheidungshoheit zugunsten unserer Bequemlichkeit ab. Aber ist das smart?
Mit: diversen
Ort: Kursaal Stuttgart Bad Cannstatt, Königspl. 1, 70372 Stuttgart
Kosten: 144€
Web: https://www.entscheiden2018.eu
E-Mail: atempo.graz@atempo.at