Zum Wünschen von Angehörigen
Thema/Rubrik
Angehörige
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Autor:in
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Kurzbeschreibung
Natürlich kann man vernünftig sein und sich der Wirklichkeit, wie sie sich zeigt, fügen. Und trotzdem sind jene Menschen zu bedauern, denen das Wünschen abhandengekommen ist – das müssen keineswegs nur alt gewordene oder kranke sein. Eine betroffene Mutter erzählte mir von ihrer fünfjährigen Tochter Maria, die sie im letzten Jahr ins Kinderzimmer schickte, um dem Christkind einen Wunschzettel zu „schreiben“. Als sie längere Zeit nichts hörte, sah sie sich nach ihr und fand sie bitterlich weinend über ihrem weißen Papier und die Buntstifte in der Hand sitzend: Mama, ich weiß nicht, was ich mir wünschen soll, ich habe doch schon alles! Die Mutter erschrak zutiefst und versuchte dann noch, in ihrem Kind neue Wünsche wachzurufen. Es ist wohl so: Das Wünschen verschwindet aus dem Leben, wenn man zu viel des Guten oder auch gar nichts mehr hat – oder, wenn man die Sehnsucht nach Neuem oder nach Alternativem verabschiedet hat. Nach Karl Popper sei der Menschen ein Leben lang „auf der Suche nach einer besseren Welt“ (1984). Diesen Schatz sollten wir uns bewahren, selbst wenn das Leben als Angehöriger oder Betroffener schwer geworden ist.
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Erschienen in
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